LÖWENZAHN, Taraxacum officinale, Korbblütler (Asteraceae)

Volkstümlich: Pissenlit, Kuh-, Milch-, Pusteblume

„Löwenzahn ist ein hervorragender Verbündeter der Leber und der Brust. Regelmäßige Anwendungen VDE* (innerlich) und vor dem Schlafengehen (äußerlich) hilft dir, deine Brüste gesund zu erhalten, macht krebsartige Veränderungen rückgängig und hält die Förderung von Onkogenen auf.“ – Susan S. Weed, BrustGesundheit, 1997


Das „Sonnenlicht“ in Wiesen und Weiden, an Wegrändern und Dämmen, Ufern und in Schuttkrautgesellschaften auf mehr oder weniger trockenen bis frischen, nährstoffreichen Böden mit tiefem Grund, aber auch auf Magerböden folgt er dem Menschen seit Urzeiten bis hin zur eigenen Haustür und bietet sich an als Nahrungs- und Heilmittel gesundheitlich gebraucht zu werden.

 

Löwenzahn ist eine „Zeigerpflanze“ bei überdüngten, nährstoffreichen Böden, auch ein Bodenheiler: verhärtete und magere Böden lockert er mit seiner Pfahlwurzel bis in tiefste Schichten auf und holt sich die Nährstoffe nach oben, wovon dann andere profitieren. Uns übersättigten Menschen offenbart er seine bittere Heilkraft: je kranker, hinfälliger der Mensch, desto bitterer sollte seine Medizin sein; Bitter im Mund – Darm und Mensch gesund!

 

Die gelben Blüten erfreuen das Gemüt, scheint das Sonnenlicht zu vervielfachen und Kinder wissen oder wußten: als Kranz gebunden und ins Haar gesteckt nebst dem passenden Ohrschmuck mit Hilfe des Milchsaftes der Stengel an die Ohren geklebt, bereichert jeden Frühlings-/Sommertag.

Die Signaturenlehre kennzeichnet Löwenzahn als Heilpflanze gegen Gelbsucht und Leber-Galle-Leiden. Der sehr bittere Geschmack der Wurzel und des Milchsafts verweisen ebenfalls auf eine Gallenwirkung hin und somit auf die positive Beeinflussung des Verdauungstraktes, v.a. Magen und Dünndarm profitieren. Der Milchsaft zeigt seine Affinität zur Lymphe sowie zur Muttermilch; frühere Bauern fütterten gerne zusätzlich Löwenzahn, um die Milchqualität, -leistung natürlich zu steigern und um gesunde Kälbchen heranwachsen zu lassen.

Weil Löwenzahn die Bauchorgane reinigt (Bitterstoffe) eignet er sich hervorragend für all jene, die zu fett- und reichhaltig essen.

Löwenzahn ist ebenfalls eine wichtige Bienenweide, gerade auch im zeitigen Frühling; wer Biene & Co. Eine Zukunft geben möchte, läßt ihn stehen. Nach der Blüte erfreuen sich Kinder ind Junggebliebene an den ihre Reise antretenden Fallschirmchen; manche Geschichte mag hier ihren Anfang gefunden haben! (Danke, liebe Nadine!)

 

Was ist drin?

Alle Pflanzenteile sind reich an Bitterstoffen; etwas, was uns die Lebensmittelindustrie durch Herauszüchtungen vorenthält und doch so unendlich wichtig für das gesundbleiben, nicht nur unserer Verdauungsorgane, sind: Taraxine, Triterpene, Sitosterol, Stigmasterol, Xanthophylle, Flavonoide, Carotinoide, Phenolcarbonsäuren, Glykoside, Inulin, Vitamine C,A,D,E,B1,B2,B6, Kalium, Magnesium, Cholin, Schleimstoffe. In den Blüten reichlich Carotinoide, in der fleischigen Wurzel, weil Speicherorgan, alles in höherer Konzentration, deswegen auch der bitterste Teil der Pflanze (v.a. im Frühling vor der Blüte).

 

Gesundheitsfördernde Eigenschaften

Harntreibend, galletreibend, verdauungsfördernd, blutreinigend, v.a. lymphentlastend, krebsfeindlich, entfettend.

 

Cave

Löwenzahn ist nicht anzuwenden bei: Verschluß und Entzündung der Gallenwege, Gallen-Blasen-Empyem, Gallensteinen, Darmverschluß (Arzt, HP fragen). Bei chronischen Lebererkrankungen, wie zB. Fettleber, Leberzirrhose etc VORHER Arzt, HP befragen; ggfs. Sind fertige (standardisierte) Handelsprodukte der frischen Pflanze vorzuziehen. Bei Schwangerschaft und Stillzeit wird von der Verwendung abgeraten. Der weiße Milchsaft/ Stengel kann allergische Reaktionen hervorrufen – er ist jedoch NICHT giftig! (dr.rer.nat. H.H. Potempa; Dr. Potempas Gift- und Heilkräutergarten).

 

Für jeden gilt: Zuviel Bitterstoffe (und nicht nur hiervon zu viel) ärgert den Magen, der dann sauer reagiert.

 

„Alle ding sind gifft unnd nichts ohn gifft“. Theophrastus Bombast von Hohenheim, *ca. 1493 oder 1494 – 1541, genannt Paracelsus

 

Rezepte

Um die Wirkstoffe optimal nutzen zu können, Zubereitungen VDE* verzehren bzw. trinken (am besten mindestens 15‘ vorher: stimuliert die Verdauungsorgane, die bereits im Mund ihren Anfang nehmen, indem sie ihre Verdauungssäfte mobilisieren; so wird nachfolgendes leichter verdaulich), man ißt weniger. Gut kauen, jeden Bissen mindestens 38x, hilft der Verdauung zusätzlich!

Blütenknospen in Butter angebraten oder gedünstet erinnert ein wenig an Rosenkohl. Eingesalzen über Nacht abgedeckt ziehend, morgens gut abgespült, trocken (Salatschleuder) in (je nach Menge) ca. ¼ L Kräuteressig mehrmals kurz (intervall) aufkochen, in saubere, heiß ausgespülte Gläser füllen, ergeben einen schmackhaften und gesunden Kapernersatz. Diese Kapern toppen alle Nudelgerichte und Salate. Blüten im Tee, auch als Schmuckdroge und als „Honigveredler“: Hierfür verwende ich die ganze Blüte nebst dem Körbchen in einem Topf, der seinerseits im Wasserbad steht, und bedecke die Blütenköpfchen komplett mit Bio-Honig. Wasserbad erhitzen bis es siedet, dann auf kleinste Temperatur mit Deckel drauf ca 1-2 Stunden ziehen lassen. Dann etwas abkühlen lassen und durch ein Kunststoffsieb in saubere, heiß ausgespülte und trockene Gläser füllen. Ein mehrwöchiges Nachreifen, kühl und dunkel, erhöht das Aroma. Gut bei/gegen Halsweh, Halskratzen, Rachenschleim; lecker zu selbstgebackenem Brot, Quark, Yoghurt, Pfannkuchen.

 

Die jungen Blätter schmecken herb-fruchtig-grünnussig, ähnlich wie junger Radiccio und peppen jede Suppe und Salate auf, Spinat bekommt eine neue Geschmacksnote oder direkt wie Spinat gegart, hier kombiniert mit Giersch. Mit einigen Stücken kross gerösteten Schinken in einer Vinaigrette zu frischem Baguette und einem leichten Landwein – voila!

 

Die Wurzel mundet roh im Salat, gedünstet in Salzwasser. Dafür die Wurzel waschen, abbürsten und ggfs. mit dem Sparschäler schälen, in Scheiben geschnitten oder geraffelt. Im Salat finden alle Pflanzenteile ihre Verwendung.

 

 

Tee

1 EL getrocknete oder 2 EL frische Wurzel und Blätter mit 200ml heißem (EM-) Wasser überbrühen, 7‘ ziehen lassen, abgießen und 3-4 Tassen täglich, kurmäßig 4-6 Wochen, mindestens 1x per anno

Frischer Press-Saft

Blätter, Wurzeln im Slow-Juicer schonend entsaften, 3-4x täglich 1EL VDE* unverdünnt oder gemischt mit (EM-) Wasser, Selleriesaft (Stangen-), Ananassaft oder Kefir. Kühl und dunkel lagern, innert 3 tagen verbrauchen; besser frisch herstellen

Kaltauszug

Enthält wesentlich mehr Bitterstoffe als der Tee! 1 EL getrocknete Blätter und klein geschnittene Wurzel mit 200ml kaltem (EM-) Wasser übergießen, abdecken, über Nacht ziehen lassen (ca. 12 Stunden, mindestens jedoch 5 Stunden), abseihen und leicht ausdrücken, etwas erwärmen (nicht heiß machen und auch nicht kochen!), über Tag trinken

 

Nieren-,Harnleiterspülung

2 EL getrocknete Blätter und Wurzel mit 1/2L heißem (EM-) Wasser übergießen, 10‘ ziehen; mit 1,5L warmen (EM-) Wasser auffüllen und innert 20‘ trinken. Diese Lösung ist SEHR! harntreibend, Nieren-/Harnleitergrieß lösen sich und werden ausgeschwemmt. Cave: bei Unsicherheit, ob ggfs. schon Steine vorhanden sein könnten, vorher unbedingt Arzt/HP befragen!

 

 

 

 

Tinktur

Im Frühling ansetzen, weil der begehrte Bitterstoffgehalt in der Wurzel (Speicherorgan) am höchsten ist. Sauberes Schraubglas (o.ä. dicht schließendes) zur Hälfte mit gereinigten, fein geschnittenen Wurzelscheiben befüllen und mit 70%igen Alkohol (oder DMSO 99,9%) auffüllen – Wurzelscheiben müssen bedeckt sein und mindestens 3 Wochen (-6 Wochen; die DMSO Auszugszeit ist wesentlich kürzer) bei täglichen schütteln kühl und dunkel stellen.

Dann abfiltern, in dunkle Tropfflaschen umfüllen, etikettieren: Auszug mit…, Datum der Abfüllung, Inhalt. Kühl und dunkel lagern. Dosierung (eigene Erfahrungen): 3x 15 – 25 Tropfen in wenig (EM-) Wasser, mindestens 10‘ VDE*. Diese Tinktur regt Leber-/Galletätigkeit an, wirkt harntreibend, kann unterstützend bei Hauterkrankungen, -irritationen helfen, gegen Rheuma/Gicht eingesetzt werden, kommt Völlegefühl und Blähungen zuvor, hilft bei Appetitverlust, ist verdauungsfördernd, v.a. wenn man die tropfen ein wenig vor dem Herunterschlucken im Mund hin und her schwenkt.


Sammelzeit

Löwenzahnwurzel im Frühjahr, am besten vor der Blüte und im Herbst. Blüten, Blätter ganzjährig; Wurzel ebenfalls, wenn sie zB. Als Kaffee-Ersatz genutzt werden soll: gesäubert in Scheiben rohköstlich unter 40° schonend getrocknet, pulverisieren, in luftdichte Gefäße abfüllen, genießen. Meine Eltern kannten das unter „Muckefuck“; mit Milch und Rübenkraut durchaus schmackhaft und außerdem gut verträglich!

 

Sammeln bitte nur von ungedüngten Wiesen, keine Hundelaufwege, stark befahrene Straßen und bitte: immer gereinigt verwenden und sei es nur, den vielen kleinen Käferchen in der Blüte ihr Leben zu lassen!

 

Zur aufmerksamen Beachtung, bitte!

Obiger Beitrag, die aufgeführten Rezepte, Dosierungen, Anwendungshinweise sind aus eigener Erfahrung (Familie, Freunde) entstanden und sind keinesfalls als Aufforderung zu verstehen bestehende, laufende Therapien, Medikamente, Behandlungen bei Arzt oder HP zu mindern, auszutauschen, abzusetzen oder Termine abzusagen oder gar zu ersetzen! Die Anwendung der Rezepturen oder das Befolgen der Empfehlungen geschieht stets und vollumfänglich alleine auf Ihre eigene Verantwortung und ist unbedingt individuell sorgfältig abzuwägen: Heilkräuter sind wunderbare Helferlein und wirken trotzdem nicht bei jedem gleich; was mir hilft/ geholfen hat, muss bei Ihnen nicht zwangsläufig auch helfen. Obige Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen, unter Einbeziehung althergebrachten Erfahrungen bzw. Überlieferungen zusammengestellt – dennoch übernehme ich keinerlei Haftung für Schäden, welcher Art auch immer, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch des hier vorgestellten Wildkrauts ergeben könnten. Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor Gebrauch und Anwendung über mögliche Gegenanzeigen/Nebenwirkungen, Grenzen der Selbstbehandlung zu informieren. Die angegebenen Dosierungen, die auf Eigenerfahrungen beruhen, sollten stets überprüft und ggfs. individuell angepaßt werden.-

 

Um mit Paracelsus zu enden: „Die Dosis macht das Gift“. Auch ein Zuviel an Kaffeegenuss beschert Nebenwirkungen in Form von zu viel an Magensäure und dem bekannten „Kaffeeschwips“. Jeden Tag denselben Tee trinken, macht sauer und sogar ein Zuviel an Wasser regt den Magen zu vermehrter Säureproduktion an…

 

Abkkürzungshinweise: VDE = vor dem Essen HP = Heilpraktiker 10‘ = 10 Minuten                                       Autorin: Ina Pinzel, Gesundheitsberaterin       

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